Die Jahre 1933 – 1945
Dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft und deren Sportpolitik folgten Veränderungen auch im
DJC. Versuche des Vorstandes, sich auf den Status eines unpolitischen Vereins zu berufen, misslangen schnell und gründlich. Schon im April 1933 kontrollierte die NSDAP die Vereinsversammlungen. Im Juni 1933 trat unter seinem Vorsitzenden Edmund Bülow der gesamte Vorstand nach heftigen Debatten in der Mitgliederversammlung zurück. Im September folgte eine neue Vereinsführung. Den vormaligen DJC-Vorsit-zenden Edmund Bülow schloss man im April 1936 sogar aus dem Club aus. Wenig später verließen etwa 30 Prozent der Mitglieder den DJC, darunter sehr verdienstvolle und bekannte Segler wie Wilhelm Rodenkirchen und Hans Bebensee. Die Mitgliederliste füllte sich erstaunlicherweise über Zeitungsanzeigen wieder auf. Die neue Vereinsführung arbeitete im Sinne der nationalsozialistischen Führung, im Mittelpunkt standen Sportveranstaltungen mit internationaler Ausstrahlung und Wehrertüchtigung. Auch aus dieser Zeit sind einige Fakten erwähnenswert.
Zunächst geriet der Verein in finanzielle Schwierigkeiten. 1933 begann ein unangenehmer und langwieriger Streit mit dem Inhaber der Schmöckwitzer Fischereirechte um die Zahlung von Gebühren. Vor Gericht verlor der DJC 1934 und erklärte sich wegen der Forderungen für zahlungsunfähig. Diese Insolvenz führte zur Versiegelung der Clubräume. Den DJC-Bestand sicherten schließlich eine Vereinbarung über die monatliche Abzahlung der Schulden, Beitragspfändungen bei zahlungsunfähigen Clubmitgliedern sowie Zuwendungen des Deutschen Segler Verbandes über 750 Mark. Notgedrungen verschob sich der geplante Neubau einer Steganlage. Ein Jahr später, 1935, folgten neue Verhandlungen mit der Forstverwaltung über die Pachthöhe. Denn um bessere Konditionen zu erzielen, hatte der Club den bestehenden Pachtvertrag gekündigt – ein Fehler, wie sich bald herausstellte: Als Ergebnis dieser Verhandlungen hatte der Verein deutlich mehr zu zahlen als vorher.
Das 40. Stiftungsfest feierte am 2.Oktober 1937 der Club gemeinsam mit den Berliner Reviervorsitzenden, Vertretern des DSV, dem alle Vereine des Bundes angeschlossen worden waren, und Gästen befreundeter
Vereine. Typisch für diese Zeit, dass die eigentlich für den 25. September 1937 geplante Festveranstaltung wegen einer Verdunkelungsübung auf Anfang Oktober verlegt werden musste.“ Bei der Festveranstaltung handelte es sich um einen „Herren-Kommers“ – Frauen waren ausdrücklich ausgeschlossen. In diese Zeit fielen erste ernsthafte Versuche von Damen, DJC-Mitglieder zu werden. Noch 1934 lehnte der Verein den Aufnahmeantrag eines Fräulein David eindeutig ab. Aber bereits 1936 herrschte Einvernehmen, Damen den Status von Gastmitgliedern einzuräumen. Dafür fanden sich jedoch zunächst nicht genügend Interessentinnen.
Enge Beziehungen unterhielt der DJC zum SV Teupitz neben dem Restaurant „Zum goldenen Anker“. Teupitz galt als traditionelles und beliebtes Ziel der Fahrtensegler, doch auch Regattasegler starteten regelmäßig bei den Teupitzer Wettfahrten. Aus heute nicht mehr zu klärenden Gründen traten die Mitglieder des SV Teupitz Mitte Juli 1937 zum DJC über. Seither unterhielt der Verein offiziell bis 1945 einen Stützpunkt Teupitz unter Leitung eines gewählten Außenstellenleiters.
1932 empfahl der DJC auf Anregung von Hans Bebensee auf dem Bundestag des Deutschen Segler Bundes den Entwurf einer Ein-Mann-Jolle für Binnengewässer, gedacht für die Olympischen Spiele 1936. Nach Festlegung der Hauptmaße für die künftige Konstruktion, abgestimmt zwischen DSB und DSV, beschloss der DJC im Mai 1933 als erster Verein den Bau einer O-Jolle nach Plänen von Keßler auf der Bebensee-Werft. Man bezahlte den Bau mit Spenden, über Ratenzahlungen der gesamten Mitgliedschaft und aus Kantinen-Überschüssen – nach einer Bierpreiserhöhung. Die Eintragung ins Yachtregister des DSB erfolgte noch 1933 unter „O 1“. An Vergleichsregatten mit Prototypen anderer Konstrukteure zur endgültigen Bestimmung der Olympiajolle beteiligte sich die O 1 „Skagerrak“ unter Steuermann Max Fiebing.
Der DJC wirkte engagiert an den Olympia-Vorbereitungen mit. Heinz Schmidt, seit Jahren als DJC-Mitglied Regatta-Obmann und Schiedsrichter, organisierte die Olympia-Ausscheidungsregatten in Berlin, war später Mannschaftsleiter der deutschen Segel-Olympioniken in Kiel und betreute dort vor allem die O-Jollensegler aller beteiligten Nationen. DJC-Segler Hans Schulz gehörte ebenfalls zur deutschen Mannschaft, kam aber als Aktiver nicht zum Einsatz. In Vorbereitung der Olympischen Spiele 1940 charterte der DJC im September 1938 vom DSV ein Starboot. Als Steuermann und Betreuer für das Boot mit dem Kennzeichen Star 1491 („Kiel“) berief der Verein seinen damals besten Regattasegler Kurt Krupa. Als Olympia-Kader segelte er das Schiff erfolgreich auf nationalen und internationalen Kursen.
Ebenso holten andere Segelkameraden Trophäen in den Club. Allein 1939 erkämpften sie insgesamt 81 Klassen- sowie zahlreiche Punkt- und Sonderpreise. Erstaunlicherweise hielten Sportveranstaltungen bis in die Kriegsjahre 1943/1944 an. So gewann noch 1943 der Kamerad Walter Lachs auf „O 632“ die „Deutsche Kriegsmeisterschaft“ für den DJC.
Unterdessen hatte die Forstverwaltung als Eigentümerin des Clubgeländes neuerlich den Pachtbetrag erhöht. Daraufhin dachte man im DJC zu Kriegsbeginn ernsthaft an den Kauf des Grundstücks. Diese Pläne zerschlugen sich ebenso wie die Absicht zur Gebäude- und Stegerweiterung.