Die Jahre 1989 – 1997
Der plötzliche Fall der Mauer im Herbst 1989 und die anschließende politische Wende überraschten auch die Mitglieder des Clubs. Niemand konnte sich in jenen Tagen an der Seddinpromenade vorstellen, dass schon 1990 wieder unter der Flagge des DJC gesegelt werden sollte. Sehr schnell fiel dann die Entscheidung in der Mitgliederversammlung, den DJC wieder aufleben zu lassen – zumal sich die BSG Pneumant bald auflöste. Am 30. April 1990 gründete sich der Dahme Jacht Club auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung neu und gab sich ein neues Statut. Die Eintragung des DJC ins Vereinsregister beim Amtsgericht Berlin-Mitte folgte am 22. Juni 1991 gleichzeitig mit der Aufnahme in den Deutschen Segler Verband und in den Berliner Segler Verband unter der Nummer BO99.
Doch die Bürokratie sorgte in dieser Zeit für Überraschungen und Ärger. Plötzlich galt die Eintragung im Vereinsregister Berlin-Mitte nicht mehr. Ein neuer Antrag auf Wiederaufleben des DJC gegründet 1897 musste beim Amtsgericht Charlottenburg gestellt werden -gestützt auf Aussagen der ältesten DJC-Mitglieder Hans Rodenkirchen (Mitglied seit 1933) und Horst Wolf (Mitglied seit 1944).
Die Eintragung des Dahme Jacht Clubs vollzog das Gericht schließlich am 2. Juni 1992 unter der Registriernummer 12276 V 2. Zum vierten Male in seiner heute hundertjährigen Geschichte war damit der Club in ein Vereinsregister eingetragen worden – ohne praktisch jemals seine Existenz aufgegeben zu haben. Unbeschadet von diesen Wirren hissten Vereinsmitglieder am 30. Juni 1990 am Flaggenmast im Hafen feierlich den neuen Clubstander.
Fast genau zwei Jahre später erhielt der Dahme Jacht Club am 22. Mai 1992 auf seinen Antrag hin vom Landesamt für offene Vermögensfragen Gebäude und Sportanlagen zurück. Auf der Grundlage dieser Dokumente schloss der Verein am 15. Dezember 1992 mit dem inzwischen zur GmbH umgewandelten Berliner Reifenwerk einen Vertrag, der sämtliche Verbindlichkeiten ausglich und bestehende Restbuchwerte dem DJC kostenlos übertrug. Danach folgten viel kompliziertere und schwierigere Verhandlungen mit dem Landesforstamt über den Abschluss eines neuen Pachtvertrages. Schließlich einigte man sich, beide Seiten unterschrieben am 1. März 1995. Damit erhielt der Dahme Jacht Club im 98. Jahr nach seiner Gründung endgültig seine Selbständigkeit und Unabhängigkeit mit allen Rechten und Pflichten zurück. Mit diesen knappen Sätzen sind jedoch Mühen, Anstrengungen und immenser Zeitaufwand des damaligen Vorstandes mit den Sportfreunden Bernhard Hopsch, Prof. Dr. Horst Neumann und Lutz Rißmann nur andeutungsweise beschrieben. Soviel über den Behördenweg zum Wiederaufleben des DJC. Der Verein war jetzt völlig auf sich selbst gestellt. Es kam nunmehr auf Eigeninitiative in sportlicher wie materieller Hinsicht an, um den DJC neu mit Leben zu erfüllen. Das war komplizierter als erwartet, denn die Mitglieder hatten nach der Wende zunächst viele persönliche Dinge neu zu ordnen. Aber es wurde gesegelt. DJC-Regatta- und Fahrtensegler kreuzten auf allen Gewässern Deutschlands zwischen Kieler Förde und Bodensee, Scharmützelsee und Zwischenahner Meer. Der Vereinsstander wehte auf Nord- und Ostsee, Clubmitglieder segelten auf dem Mittelmeer und in der Karibik. Sie segelten mit eigenen Schiffen, Booten von Freunden oder auf Charterbooten. Als erste Yacht des DJC steuerte 1991 die „Credo II“ der Sportfreunde Ursula und Dr. Manfred Geister Häfen in Schweden, Dänemark und Polen an und zeigte dort Flagge.
Regatta-Trophäen holten junge Sportfreunde von Revieren in aller Welt. Als bisheriger Höhepunkt für den DJC gilt der Gewinn der Europameisterschaft in der Piraten-Klasse 1991 auf dem Attersee in Österreich durch Jens Schreiber und seinen Steuermann Ralph Jambor (TSG 1898). Außerdem gewannen sie 1992 die Deutsche Meisterschaft und 1994 die Internationale Dänische Meisterschaft. Jan Lietzmann qualifizierte sich mehrfach mit seinem Steuermann Stefan Meister (YC Berlin-Grünau) für die Welt- und Europameisterschaften in der olympischen 470er-Klasse. 1996 errangen sie vor England den zehnten Platz bei der Europameisterschaft und die Internationale Deutsche Internationale Deutsche Meisterschaft der 20 m2 Jollenkreuzer
Meisterschaft auf dem Wannsee. Anja Wellmitz segelte im Indischen Ozean vor Australien auf den 19. Rang bei der Frauen-Weltmeisterschaft im 420er; sie nahm an zahlreichen Regatten von internationalem Rang im 420er sowie 470er teil. Ulrike Schumann qualifizierte sich für die Frauen-Weltmeisterschaft im Europe vor Neuseeland und wurde 43. Undine Hopsch ersegelte 1992 bei den Europameisterschaft der Juniorinnen im 420er vor La Rochelle den vierten Platz, dem bei der Deutschen Meisterschaft die Silbermedaille folgte. Aber auch in den traditionellen Bootsklassen
gelangten DJC-Segler zu neuen Erfolgen. Neben seinen traditionellen Regatten richtete der Dahme Jacht Club die erste gesamtdeutsche Internationale Deutsche Meisterschaft 1991 auf einem Revier in den neuen Bundesländern aus – für 20 m2-Jollenkreuzer auf dem Müggelsee. 29 Boote von elf Revieren und drei Gäste aus Österreich gingen an den Start, eine gelungene Werbung für den Segelsport im Ostteil Deutschlands und für den DJC.
Eine fast beängstigende Pause trat im Kinder- und Jugendsport ein. Mit Blick auf die DJC-Zukunft ging sie zum Glück 1994 zu Ende, als die Sportfreunde Birgit und Olaf Schreiber diesen wichtigen Bereich des Vereinslebens übernahmen. Mit großem Elan und in engem Kontakt mit den Eltern bauten beide eine neue, schlagkräftige Gruppe mit acht Kindern verschiedener Altersklassen auf.
In der Obhut dieser Sportfreunde erlernt der Nachwuchs auf dem Wasser, an Land und außerhalb der Saison den Umgang in der Gemeinschaft. Diese Jugendarbeit unterstützte der Berliner Senat 1994/1995 mit Zuschüssen zur Finanzierung von sechs Optimistenjollen und je einer 470er- und Europe-Jolle. Der Zeuthener Seglerverein überließ dem DJC zwei 420er-Jollen.
Die Sportfreunde investierten seit 1990 viel Geld in neues und modernes Bootsmaterial. Vor der Erneuerung und Modernisierung des Clubhauses sowie der Stege gab es Unsicherheit bei der Finanzierung. Inzwischen wurden die Stege gesichert, die Krananlage modernisiert und die Theke in der Clubmesse neu gestaltet. Neue sanitäreAnlagen erhielten – wie selbstverständlich im DJC – zunächst die Damen. Nach Bewilligung umfangreicher Kredite aus der Sportförderung des Landes Berlin ist 1996 mit der Generalüberholung und Rekonstruktion weiterer Clubeinrichtungen begonnen worden. Im letzten Herbst erhielt der Hafen neue Pfähle. In diesem Frühjahr wurde die Erneuerung sanitärer Einrichtungen für Herren abgeschlossen.
Sportliche Aktivitäten, ehrenamtliche Tätigkeit, Engagement und Zielstrebigkeit haben den Verein über ein Jahrhundert erfolgreich vorangebracht. Die von jüngeren DJC-Mit-gliedern während der letzten Jahre errungenen Segelerfolge und die unter dem Vorsitz von Lutz Rißmann eingeleitete Verjüngung des Vorstandes lassen die Mitglieder des Vereins optimistisch in die Zukunft blicken. Freuen wir uns auf das bevorstehende Jubiläumsfest zum 100. Geburtstag des Dahme Jacht Clubs und auf das beginnende zweite Jahrhundert unter dem DJC-Stander.
Code Wind , ahoi !